Ein weißer Fleck in Europa ...
Die Imagination der Belarus als Kontaktzone zwischen Ost und West
Weißrussische Historiker_innen stehen vor dem Dilemma, dass ihr Land im Laufe seiner Entwicklung immer Bestandteil übergeordneter Herrschaftsverbände war. Während die Nationalhistoriker eine kulturelle Verortung im Westen anstreben und den Mythos eines »Goldenen Mittelalters« pflegen, betreiben die Hofhistoriker nach wie vor eine russophile Geschichtsdeutung, die im Mythos der sowjetischen »Partisanenrepublik« gipfelt.
Im Unterschied dazu fokussiert dieser Band nicht auf Staat und Nation, sondern auf die Bevölkerung und das Territorium. Damit eröffnet sich eine neue Perspektive auf die Geschichte der Belarus, verstanden als eine Welt der orthodoxen Bauern und jüdischen Händler, die von der Konstituierung der Adelsrepublik in Polen-Litauen im 16. Jahrhundert bis zur Zwangskollektivierung der Landwirtschaft und dem Holocaust in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dauerte.
Der Band versammelt populärwissenschaftliche Essays von Historikern, Slavisten und Journalisten und schließt durch seine innovative Perspektive einen weißen Fleck in der Forschungslandschaft.
Kapitel-Übersicht
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Frontmatter
Seiten 1 - 4 -
Inhalt
Seiten 5 - 8 -
Lukaschenka oder Lukaschenko? Eine Auseinandersetzung mit dem Phänomen Belarus
Seiten 9 - 12 -
Wo bitte geht's nach Belarus? Meine Reisen in die unbekannte Mitte Europas
Seiten 13 - 26 -
Weißrussisch: Eine Verkehrssprache oder eine Sprache von Verkehrsschildern?
Seiten 27 - 38 -
Quo vadis, Weißrussisch? Entwicklungslinien einer (Standard-)Sprache
Seiten 39 - 48 -
Zur weißrussisch-russischen Zweisprachigkeit in Weißrussland - nicht zuletzt aus Sicht der Weißrussen
Seiten 49 - 68 -
Traditionen in der Geschichte. Überlegungen zu einer Belarus-Historiographie
Seiten 69 - 76 -
Rekonstruktionen der belarussischen Geschichte. Zur Überwindung von Stereotypen
Seiten 77 - 88 -
Trans- und multikulturelle Entwicklungspfade am Rande Ostmitteleuropas. Belarus und die Ukraine vor dem Anbruch der Moderne
Seiten 89 - 98 -
Von der urbanen zur nationalen Identität. Die belarussische Variante
Seiten 99 - 106 -
Zwischen Moskau und Warschau. Identitäten des weißrussischen Adels in der Frühen Neuzeit
Seiten 107 - 116 -
Von den Ostgebieten der Adelsrepublik zu den Westgouvernements des Zarenreiches: Die Integration Weißrusslands in das Russische Imperium nach den Teilungen Polens
Seiten 117 - 126 -
"Eine Mischung von Menschen und Sprachen wie beim Turmbau zu Babel." Die russländische Vielvölkerstadt Polozk im Kaleidoskop von Augenzeugenberichten
Seiten 127 - 138 -
Eine verspätete Nation? Anfänge weißrussischer Identitätsfindung im ausgehenden Zarenreich
Seiten 139 - 150 -
Das Vorurteil der "jüdischen Sowjetmacht". Antisemitismus und Antibolschewismus in der Zwischenkriegszeit
Seiten 151 - 158 -
Konkurrenz der Erinnerungen: Partisanenwiderstand und Holocaust in der belarussischen Gedenkkultur
Seiten 159 - 172 -
Die Sowjetisierung der ehemaligen polnischen Ostgebiete nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Sicht des "kleinen Mannes"
Seiten 173 - 182 -
Blat - "Vitamin B" im sozialistischen Weißrussland? Gesellschaftskritik in der Satirezeitschrift Woschyk
Seiten 183 - 192 -
Von der Begegnung Davids mit dem sowjetischen Goliath. Kommunismus und Volksfrömmigkeit in Belarus
Seiten 193 - 202 -
Vom Tauwetter zur Perestroika. Die Sechziger-Jahre-Generation in der weißrussischen Kultur
Seiten 203 - 210 -
Anthropologischer Schock? Reaktionen in der BSSR auf die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl
Seiten 211 - 216 -
Tschernobyl als politisches und gesellschaftliches Problem in der Republik Belarus
Seiten 217 - 222 -
Der neue Staat in alten Kleidern. Symbolische Narrative der Republik Belarus
Seiten 223 - 232 -
Die eigentliche Minderheit? Die staatliche Inszenierung weißrussischer Ethnizität in der Republik Belarus
Seiten 233 - 240 -
Ostereier und junge Katzen. Einblick in das Staat-Kirche-Verhältnis in der Republik Belarus
Seiten 241 - 252 -
Baba Warja. Oder: Belarus von Angesicht zu Angesicht
Seiten 253 - 260 -
Autorinnen und Autoren
Seiten 261 - 266 -
Backmatter
Seiten 267 - 270
22. August 2011, 270 Seiten
ISBN: 978-3-8376-1897-6
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